zeitbombe jugendarbeitslosigkeit

Die Krisen des Kapitalismus sind vor allem für junge Menschen zu spüren. Sie äußern sich oft in Perspektivlosigkeit für junge Menschen. Besonders betroffen sind Jugendliche, die keinen Job oder keine Ausbildung finden und von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, starteten wir die Kampagne “Zeitbombe Jugendarbeitslosigkeit", in der wir eine Reihe konkreter Forderungen aufstellten.

ZUKUNFTSCHANCEN STATT PREKÄRE JOBS!

Eine davon betraf den Kampf gegen prekäre Jobs. Während immer mehr junge Menschen arbeitslos sind, verschlechtern sich auch die Arbeitsbedingungen der jungen Arbeitnehmer*nnen. Dies liegt vor allem an der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse in den letzten Jahren. Niedriglohnjobs oder auch (oft sogar unbezahlte) Praktika sind zur Normalität geworden. 

Wir fordern: Schluss mit der „Generation Praktikum“! Jugendliche, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, sollen im Rahmen eines normalen Arbeitsverhältnisses mit Mindeststandards (Pflichtversicherung, Mindestlohn etc.) angestellt werden.

LEHRE IN DER KRISE.

Lehrlinge haben heute mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen, da das momentane Berufsausbildungssystem an mehreren Fronten scheitert. Wir fordern: Mehr Raum für Berufsorientierung und Persönlichkeitsbildung, Lehrausbildungsfonds (Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, zahlen), höhere Lehrlingsentschädigungen und freie Lehrlingsfreifahrt.

4 Gründe, warum Jugendarbeitslosigkeit dringend bekämpft werden muss

  • Beschäftigt man sich länger mit dem Thema Arbeitsmarkt, stößt man nach einiger Zeit zwangsläufig auf ein Thema: Man beklagt den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Die Menschen, die heute ausgebildet und umgeschult werden, sind die Fachkräfte von morgen. Viele Betriebe sind jedoch aktuell aufgrund der Krise in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. 

    Bei einigen wird diese auch die nächsten Jahre noch andauern. In weiterer Folge werden sie daher auch in der nächsten Zeit möglicherweise keine Lehrlinge ausbilden oder in Umschulungen investieren können. Das ist nicht nur schlecht für junge Menschen, die keine Ausbildung finden, sondern auch für uns als gesamte Gesellschaft.

  • Menschen, die keine Perspektive in ihrem Leben sehen, sind häufiger von psychischen Erkrankungen und Depressionen betroffen. So hat die Universität Linz in einer 2016 veröffentlichten Untersuchung festgestellt, dass 8,5% der Jugendlichen, die sich in keiner Schulung oder Ausbildung befinden und einen Job suchen, psychische Probleme haben. Bei Leuten, die dazu noch nicht einmal aktiv auf der Suche nach Arbeit sind, klettert der Wert sogar auf 20,5%. Zum Vergleich: Bei Jugendlichen in Ausbildung oder Beruf liegt dieser Wert bei 2,5%.

    Doch das Problem beschränkt sich nicht nur auf die psychische Gesundheit. Das wurde etwa auch während der vergangenen Wirtschaftskrise in den Jahren nach dem Bankencrash 2008 deutlich. In den Ländern, die besonders hart von der Krise betroffen waren und die Jugendarbeitslosigkeit in die Höhe schoss, stiegen auch die Selbstmordraten. So konnte fast jeder dritte Suizid in Griechenland aus dem Jahr 2015 auf fehlende Perspektiven von jungen Menschen zurückgeführt werden.

  • Ebenso nicht zu unterschätzen sind die Langzeitfolgen von Jugendarbeitslosigkeit. Diese sind auf den ersten Blick kaum sichtbar. Auf den zweiten Blick sind sie jedoch überraschend deutlich sichtbar. Waren Menschen mit 22 Jahren arbeitslos, ist ihr Stundenlohn auch mit 30 im Durchschnitt noch um 2-3% niedriger als von Menschen, die noch nie arbeitslos waren. 

    Auch im Feld der psychischen Gesundheit können Langzeitfolgen der Jugendarbeitslosigkeit noch bei 50-Jährigen nachgewiesen werden.

  • Alles in allem wird deutlich: Jugendarbeitslosigkeit ist ein Teufelskreis. Ist man einmal darin gefangen, kommt man nur sehr schwer wieder heraus und trägt meist langfristige Folgen davon. Denn die oben genannten Faktoren wirken gleichzeitig und verstärken sich dadurch gegenseitig. 

    Wer einmal einen Job verliert oder keine Ausbildung abgeschlossen hat, bekommt eher psychische Probleme. Wer psychische Probleme hat, findet schwerer einen Job. Um den Ausstieg zu schaffen, braucht es aktive staatliche Eingriffe.


     

AUSWEG AUSBILDUNGSGARANTIE IN GANZ EUROPA?!

In Österreich ist die Jugendarbeitslosigkeit (noch) geringer. Dies haben wir z. B. der Umsetzung der langjährigen SJ-Forderung nach Schaffung überbetrieblicher Lehrwerkstätten zu verdanken. Die Ausbildungsgarantie für 19- bis 24-jährige ist ein erster Schritt, löst das Problem aber nicht. Vielmehr braucht es öffentliche Investitionen, Arbeitsmarktprogramme und ein steigendes Wirtschaftswachstum.

ARBEITSZEIT VERKÜRZEN!

Eine weitere wichtige Maßnahme ist dabei eine Arbeitszeitverkürzung. Seitdem 1975 die 40-Stunden-Woche eingeführt wurde, gab es keine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung mehr. 

Bei einer Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden müsste rein rechnerisch für jede 8. beschäftigte Person eine neue aufgenommen werden. Da seit Jahrzehnten die Gewinneinkommen ansteigen, während die Einkommen der Beschäftigten zurückbleiben, ist das auch leistbar. Warum? 

Weil Österreichs ArbeitnehmerInnen in immer kürzerer Zeit immer mehr produzieren, also die Produktivität wächst. Diese Mehrleistung soll künftig nicht mehr in Form von Rekordprofiten in die Taschen der Unternehmen fließen, sondern eine echte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ermöglichen!

Arbeitszeit-verkürzung...

 

- bringt mehr Beschäftigung, weil es Arbeit gerechter verteilt.

- bringt mehr Einkommen, man bekommt dasselbe Geld für weniger Arbeit.

- stärkt Gewerkschaften, wodurch diese die Rechte der Arbeiter*innen verteidigen können.

- bringt mehr Freizeit.

- macht gesünder, ab der 40. Wochenarbeitsstunde haben Forscher*innen ein stärkeres Erkrankungsrisiko festgestellt.